DER GESCHÜTZTE RAUM – DAS KERNELEMENT VON LERNKULTUR

Durch meine langjährige Tätigkeit im Dienste Freier Schulen im In- und Ausland sowie meine Mitgliedschaft im Kernteam von „Schule im Aufbruch“-Österreich hatte ich Gelegenheit, verschiedenste Formen der pädagogischen Praxis und ganz unterschiedliche Bewegungen am Bildungssektor zu beobachten und zu begleiten. Ein stets wiederkehrendes Element fiel mir dabei auf, das ich in der Folge immer weiter verfolgte und in vielen Bereichen wiederfand: Der geschützte Raum. Er ist ein wesentliches Element beim Entstehen von Kultur.

Kultur
Kultur, das ist die durch Übung gefestigte Ansammlung von Fertigkeiten, Fähigkeiten und Gewohnheiten die entsteht, wenn negative oder schädliche Impulse aus Rücksicht auf den Anderen in unschädliche Kanäle umgeleitet werden. Die Erhöhung von Lernkultur in unserer Zeit besteht also darin, sie immer nützlicher und positiver zu gestalten, ihre Schattenseiten auszubessern, und sie insgesamt menschengerechter und effizienter zu machen, ohne dabei Schaden anzurichten.

Lehren bedeutet Führung
Wer lehrt, der führt. Wer führt, der lehrt. Wer führt, der wird nachgeahmt als ein lebendiges Beispiel. Ist das Beispiel gut, so ist das Ergebnis gut. Sind Zwang oder Lüge im Spiel, so wird das Ergebnis zwanghaft oder trügerisch sein. Da Lernen mit Nachahmung zu tun hat, ist eine Voraussetzung für die Führung anderer, sich selbst führen zu können. Selbstdisziplin ist hier also von größerem Wert als von außen auferlegte Disziplin.

Das Ziel von Erziehung
Oberstes Ziel von Erziehung ist es, über das konkrete Lernziel hinaus dem Einzelnen zu helfen, selbst ein guter Lehrer oder Leiter zu werden, der hilfreichen Einfluss ausüben kann. Erziehung ist eine Art von Fürsorge Es ist die Aufgabe eines Lehrers, so wie die Aufgabe eines Führers, sich gut um diejenigen zu kümmern, die seine Führung oder Anleitung suchen, oder die ihm anvertraut sind. Sich um andere aufrichtig zu kümmern ist Fürsorge: angemessenes Handeln aufgrund von wahrem Einfühlungsvermögen und Anteilnahme, wobei keinerlei Schaden angerichtet wird. Der Lehrer bereitet den sicheren Raum vor Eines der nützlichsten Dinge, die eine Person (die lehrt oder führt) für eine andere tun kann, ist die Bereitstellung eines sicheren Raumes, einer vorbereiteten Umgebung, in der Lernen stattfinden kann während neue traumatische Erfahrungen ferngehalten werden.

Der „Sichere Raum“ ist „Schule“
Der sichere Raum braucht immer Leitung. Hat er keine Leitung, dann spaltet er sich oder löst sich auf. Der Direktor oder Lehrer bereitet und überwacht diesen sicheren Raum, der das pädagogische Umfeld darstellt, in dem Unsicherheit und Angst, bzw. Unfähigkeit und Unwissenheit sich allmählich zu Erfahrung und Verständnis, in Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen verwandeln.